HUT - Frühjahr 2017
12. Georgsmarienhütter Unternehmer Talk - "Wie Sie garantiert die falschen Mitarbeiter finden!"
Das ausgewählte Thema beim ersten Hütter Unternehmer Talk des Jahres deutete schon die Richtung des Vortrages an: Mit dem Slogan „Wie Sie garantiert die falschen Mitarbeiter finden“ machte Prof. Dr. Uwe Peter Kanning von der Hochschule Osnabrück die rund 200 Unternehmer pointiert und mit einem Schuss Ironie darauf aufmerksam, welche Mythen und Fehler bei der täglichen Personalauswahl auftreten können.
Bevor der von der Zeitschrift „Unicum Beruf“ im Jahr 2016 zum Professor der Jahres gekürte Kanning die Teilnehmer und Teilnehmerinnen von den vielfach falschen Annahmen zur Mitarbeiterauswahl überzeugen konnte, begrüßte Bürgermeister Ansgar Pohlmann die zahlreichen Gäste im großen Saal des Café und Restaurant Kasinopark. Pohlmann hob dabei besonders die bunte Themenvielfalt beim Hütter Unternehmer Talk heraus und betonte zugleich, dass sich die bereits im sechsten Jahr befindliche Veranstaltungsreihe auch über die Grenzen Georgsmarienhüttes hinaus einen Namen gemacht habe und daher ein großer Erfolg sei.
Kanning startete seinen rund einstündigen Vortrag gleich mit einem nicht ganz ernst gemeinten Hinweis an die Unternehmer: „Ich werde Ihnen versichern, dass sie sich bei dem ein oder anderen Punkt, den ich Ihnen vorstellen werde, wiederfinden und zustimmend nicken, aber lassen Sie es sich nicht anmerken.“ Insgesamt zwölf weitverbreitete fehlerhafte Strategien zur Personalgewinnung stellte der Wirtschaftspsychologe vor und argumentierte aus wissenschaftlicher Perspektive, warum diese Vorgehensweisen oft zu Fehleinschätzungen und damit zur Auswahl von ungeeigneten Bewerbern führen. So seien laut Kanning die bei vielen Unternehmen beliebten unstrukturierten Einstellungsgespräche mit einer großen Fehlerquote behaftet, da durch persönliche Einflüsse in einem unstrukturierten Gespräch oftmals die Vergleichbarkeit und Objektivität verloren ginge und eine Beurteilung dadurch erschwert werde. „Im Ergebnis ist das dann so, als würde ein Lehrer 17 verschiedene Klausuren an seine Schüler geben und am Ende auch 17 verschiedene Noten nach persönlichen Neigungen verteilt. Die Objektivität geht dadurch völlig verloren“, so Kanning. Auch die Vorsortierung von Bewerbern anhand von Rechtschreibfehlern oder Lücken im Lebenslauf sei aus wissenschaftlicher Sicht nicht haltbar. Denn die berufliche Eignung für eine bestimmte Stelle, sei nicht abhängig von einem lückenlosen Lebenslauf. Ebenso würden auch viele Bewerber schon vor der Einladung zu einem Vorstellungsgespräch zum Beispiel aufgrund eines ausländischen Namens oder durch einen Akzent aussortiert. „Viele gute Leute springen durch diese Vorverurteilungen viel zu früh über die Klinge und werden nicht mehr berücksichtigt, obwohl sie möglicherweise für den Job sehr gut geeignet wären“, erläutert Kanning. Deshalb seien eine strukturierte Vorgehensweise mit einem klaren Anforderungsprofil sowie Arbeitsproben, Rollenspiele und die Durchführung von Intelligenztests besser geeignet, um die passenden Mitarbeiter für das eigene Unternehmen zu finden. Denn je besser die Realität des Berufs abgebildet wird, desto zuverlässiger sei die Prognose des künftigen Berufserfolgs, so Kanning.
Im Anschluss an den Vortrag konnten bei Getränken und Currywurst offene Fragen geklärt und neue Kontakte geknüpft werden. Der regelmäßig stattfindende Hütter Unternehmer Talk wurde 2011 in Kooperation mit der Unternehmensberatung akku GmbH, der Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft KMP Dr. Klein, Dr. Mönstermann und Partner GmbH sowie der Wirtschaftsförderung der Stadt Georgsmarienhütte gegründet, um neben einem regelmäßigen Austausch über Themen der Wirtschaft auch Spendengelder einzusammeln. Dieses Mal wurden Spenden gesammelt, mit der die Arbeit der Georgsmarienhütter Jugend- und Bildungswerkstatt gefördert werden soll.