Historisches zum Jubiläum
50 Jahre Stadt Georgsmarienhütte – ein Grund zum Feiern!
Auf den ersten Blick erscheint ein großes Stadtjubiläum für nur „50 Jahre Geschichte“ etwas ungewöhnlich, haben doch die einzelnen Stadtteile wie ebenfalls in diesem Jahr Kloster Oesede mit 850 Jahren seit der Klostergründung oder der Stadtteil Harderberg im vergangenen Jahr mit 950 Jahren eine viel längere Historie. Und auch andere Kommunen im Osnabrücker Umkreis feiern ihre Gründung anhand ersten urkundlichen Erwähnungen, die meist einige Jahrhunderte zurückliegen. Georgsmarienhütte ist in dieser Hinsicht anders, was aber nicht bedeutet, dass dieses Jahr für Georgsmarienhütte und seine Bewohnerinnen und Bewohner kein Grund zum Feiern ist. Im Gegenteil: Die Ereignisse von vor 50 Jahren haben Auswirkungen, die die Entwicklung der gesamten Region beeinflusst hat. Ein kurzer Rückblick was damals geschehen ist.
Die Gemeinden im Dütetal, die heute die Stadt Georgsmarienhütte bildeten, sahen sich vor über 50 Jahren vor ein großes Problem gestellt. Für die weitere Entwicklung und damit auch für die Überlebensfähigkeit waren sie auf Fördermittel des Landes Niedersachsen angewiesen – doch die dafür erforderlichen Kriterien konnten sie nicht erfüllen und fielen somit durch das Förderraster. Ohne den in der Raumordnung vorgesehen Status eines Mittelzentrums hatte keine einzelne Kommune Anspruch darauf, überhaupt nur einen Antrag auf Förderung an das Land stellen zu können. Eine Situation, die sich insofern dramatisch darstellte, da sich im Zuge der zunehmenden Stahlkrise auch beim größten Arbeitgeber der Region, dem Stahlwerk, ein größerer Arbeitsplatzabbau andeutete. Doch dieser Arbeitsplatzabbau interessierte das Land Niedersachsen nicht im Geringsten, es plante vielmehr ein Industriegebiet in Wallenhorst/Hollage und beabsichtigte die Region um das heutige Georgsmarienhütte der sogenannten Eigenentwicklung zu überlassen. Was das bedeutete, war jedem politisch Verantwortlichen in den Räten und in der Verwaltung schnell klar: Ohne Fördergelder aus Hannover gäbe es kein neues Industriegebiet was dazu führen würde, dass spätestens in der nächsten Generation die jungen Menschen keine Arbeit mehr vor Ort vorgefunden hätten und wegzogen wären – faktisch das Ende der Region. Dagegen setzten sich die Kommunalpolitiker zur Wehr. Mit einem Zusammenschluss der Gemeinden, so hoffte man, würde diese neue Gemeinde den Status eines Mittelzentrums bekommen, Anspruch auf Fördergelder haben und in der Folge ein Industriegebiet auf dem Harderberg ausweisen können.
Das Ziel war klar, aber der Weg dahin war schwer. Sechs bis dato eigenständige Gemeinden mussten ihre Autonomie aufgeben. Von sechs Bürgermeistern konnte nur einer Stadtoberhaupt und von fünf Gemeindedirektoren nur einer Stadtdirektor werden. Ebenso musste aus sechs Räten mit insgesamt 89 Personen ein Gesamtrat mit damals 23 Ratsmitgliedern werden. Klar war auch: Die neue Stadt konnte nur ein Zentrum haben und das allerwichtigste – nur einen Namen. Für das übergeordnete Ziel, Arbeitsplätze für die nächste Generation zu sichern, brachten alle Beteiligten große Opfer.
Das Land Niedersachsen reagierte mit großem Erstaunen auf diesen Zusammenschluss. Zwar war ein solcher innerhalb der geplanten Gebiets- und Verwaltungsreform erwünscht, aber dass die neue Großgemeinde dann den Status eines Mittelzentrums beanspruchen würde und dann Fördergelder für das Industriegebiet einfordern würde, war den Ministern in der Landeshauptstadt nicht recht und sie verweigerten der neuen Stadt zunächst die erhofften Geldmittel. Es ist dem damaligen Stadtdirektor, Rudolf Rolfes, zu verdanken, dass das Projekt „Industriegebiet“ nicht gescheitert ist. Einen Betrieb nach dem anderen holte er in die Stadt, bis dann schließlich im Jahr 1976 die ersten nennenswerten Fördergelder für die Stadt flossen. Der Zusammenschluss und das entscheidende Handeln des umtriebigen Stadtdirektors wurden zum Erfolg. Bereits zehn Jahr später waren 52 neue Betriebe mit rund 2500 Arbeitsplätzen in der Stadt angesiedelt worden, während das Stahlwerk im gleichen Zeitraum die gleiche Anzahl an Arbeitsplätzen abbaute.
Die Akteure von damals haben weit über den Tellerrand ihrer eigenen Gemeinden hinausgeschaut und die Weichen für eine positive Zukunft gestellt. Von den Entscheidungen, die damals getroffen wurden, profitiert die Stadt und die in ihr lebenden Bürgerinnen und Bürger noch heute. Dieses wird in diesem Jahr gefeiert!
Weitere Geschichten, Bilder und Informationen aus dem Stadtgründungsprozess folgen an dieser Stelle zeitnah!
Ansprechpartner/in
Frau Dr. Inge Becher![]() | |
MuseumsleiterinAmt / Bereich Fachbereich II - Ordnungswesen, Kultur und Stadtmarketing › Abteilung für Kultur und Stadtmarketing Stadt Georgsmarienhütte, Zimmer 124 // 1. OG Oeseder Straße 85 49124 Georgsmarienhütte Telefon: 05401 850-124 Telefax: 05401 850-6124 E-Mail: inge.becher@georgsmarienhuette.de |